Geteilte Geschichten

Manchmal ergeben sich Gespräche, die haben einen ganz besonderen Zauber... So wie gestern in einer Runde von Lieblingsmenschen, Lieblingsfrauen, am Boden sitzend, von dem Kachelofen, im Kreis...

 

Anlass war das nochmalige Treffen, vor der Geburt ihres 3. Kindes einer von uns. Lange dauert es nicht mehr, bis das neue Menschenkind das Licht der Welt erblicken wird und im Angesicht dieses bevorstehenden Wunders ergeben sich oft die magischten Geschichten.

 

So teilte eine von uns ihr Geburtserlebnis, wie sie am Wandern war, um die Wehen zu unterstützen, Globulies einnahm und Millionen Legionen der Fantastischen Vier hörte. Sie hätte das Gefühl gehabt, dass genau diese Legionen all der Mütter, der Ahninnen, der Engel und guten Geister, der Superhelden etc hinter ihr standen und sie und ihr Kind durch die Geburt hindurch begleiten würden. Sie im Atem unterstützen, im Anschieben und wieder Loslassen, im sich Öffenen für das Wunder das da geschehen mag, im Hindurchgehen durch diesen manchmal unbenennbaren Schmerz....

Es war magisch, in diesem Dämmerlicht vor dem Kamin, die schon Geborenen kamen hinzu, wir Frauen erzählten, es baute sich eine wunderschöne Kraft und weibliche Magie auf...

 

Sie erzählte, wie viel Kraft sie in sich gespürt hatte, wie unbesiegbar sie sich nach der Geburt gefühlt hätte, wie sehr sie diese Unterstützung der "Legionen" gefühlt hatte und davon fast hindurchgetragen wurde. Auch eine zweite erzählte von diesem Glücksgefühl der weiblichen Kraft, die Schönheit dieser Urkraft..

 

In mir entstand immer mehr das Gefühl von Leere... ich hatte das alles ganz anders erlebt, wusste ich damals zwar schon um die Kraft des Yoga und des Atems, so war ich doch noch weit davon entfernt, das alles gut nutzen zu können. Und vor allem bei der ersten Geburt war ich von dem Gefühl, Legionen ständen hinter mir und würden mich unterstützen, weit entfernt... Die Geschichte klingt nach und bringt am nächsten Tag wehenartige Seelenschmerzen hervor. Von Einsamkeit, von Alleinesein, Angst, Schmerzen. Die Tränen von damals laufen noch einmal über meine Wangen, noch einmal möchte mir immer wieder der Atem stocken, die Panik aufsteigen.

Heute kann ich die Frau von vor über 20 Jahren mit liebevollen und verständnisvollen Augen anschauen und sagen: ich achte ehre und anerkenne deinen Schmerz. Ich sehe ihn!

Ich weiß um die Umstände, die zu all dem geführt haben und heute weiß ich mich der Magie des Atems und des Yogas, der Kraft und der Legionen sehr wohl zu bedienen. Und heute nutze ich sie. Der Schmerz darf da sein, ja, ich muss ihn nicht mehr wegdrücken. Ich kann ihn anschauen, aushalten, mich durch ihn hindurchatmen und mich liebevoll hindurch bewegen, ich kann meine Legionen rufen und sie spüren...

Liebevoll auf die Narben blicken, wissend, es ist gut weitergegangen, ich bin gewachsen, ich habe dicke Maueren um mein Herz gebaut, um sie dann auch wieder Stück für Stück abzutragen, habe vergeben, vor allem mir selber... Der alte Schmerz darf im Heute heilen, immer wieder ein Stück mehr, Stein für Stein wird die Mauer kleiner, Atemzug um Atemzug das Vertrauen ins Leben wieder größer...

 

Ich bin immer wieder dankbar, wenn Menschen ihre Herzen öffnen und andere tief in ihre heiligen Schatzkisten schauen lassen. Danke Dir Lieblingsmensch!

Möge Deine Geschichte Kraft und Mut geben. Möge das Erzählen genau diese Kraft freisetzten, begleiten, behüten, wen immer die Geschichte erreichen wird und was immer diese Geschichte in diesem Leben auslösen wird...